白いドレスのロッテ : トーマス・マン『ワイマールのロッテ』における女性像

Abstract

Lotte in Weimar galt lange als "Goethe-Roman" und entsprechend häufig wurde das Goethe-Bild in diesem Werk erörtert. Dagegen war nur wenig die Rede von der im Titel genannten Lotte und erst in der letzten Zeit wandte sich die Forschung auch ihr zu. Mein Beitrag beschäftigt sich damit, diesen Roman als "Lotte-Roman" zu lesen und zu verdeutlichen, was für eine Rolle sie spielt. Eine der Untersuchungen über das Frauenbild bei Thomas Mann (Kim, 1997) hält sie für ein Opfer der Männer. Sie sei für Goethe beziehungsweise Thomas Mann nur ein Mittel zum Zweck. Anders schätzt sie dagegen die Arbeit von Irmela von der Lühe (2004) ein. Danach ist Lotte kein Opfer, sondern vielmehr eine weise "Kritikerin", die die Heldenverehrung Goethes durch seine Umgebung in Frage stellen kann. Meiner Meinung nach hat sie aber beide Eigenschaften in sich. Als Beweis dafür führe ich das weiße Kleid Lottes an. Sie plant, bei der Einladung von Goethe ein weißes Kleid mit blaßroten Schleifen zu tragen, bei dem an der Brust aber eine Schleife fehlt, und führt diesen Vorsatz auch durch. Dies spielt unverkennbar auf das weiße Kleid in den Leiden des jungen Werthers an, von dem eine Schleife Werther von der 19 jährigen Lotte geschenkt wurde. Ihr Wunsch, noch einmal als Werthers Lotte aufzutreten, enthüllt einerseits eine menschliche Schwäche, aus der heraus man sie als Opfer der Faszination Goethes sehen kann. Aber ihr Verhalten zeigt andererseits, dass sie ihre Lage nicht passiv akzeptiert, sondern ihre Rolle als Opfer eher aktiv ausnutzt. Sie ist höchst realistisch als eine neugierige und kluge Person dargestellt. Vielleicht kann man in diesem Lotte-Bild und in dem häufigen Zittern ihres Kopfes den Autor selbst wiederkennen, zumal ein solches Zittern auch den Helden des Zauberbergs, Hans Castorp, befällt und Tod und Kunst symbolisiert.