ゼゼミ・ヴァイヒブロート : 『ブデンブローク家の人々』における女性像とキリスト教

Abstract

Sesemi Weichbrodt, an sich nur eine Nebenfigur, spielt trotzdem eine wichtige Rolle in den Buddenbrooks, denn sie ist die letzte der auftretenden Personen. Mein Beitrag beschäftigt sich daher mit der Frage nach der Bedeutung dieser buckligen Lehrerin für den Roman. Dabei geht es auch um Frauenbild und Christentum bei Thomas Mann und wie beide sich zueinander verhalten. Den bisherigen Forschungen gait Thomas Mann nicht gerade als der Schöpfer großer Frauengestalten. Das scheint mir jedoch nur bedingt richtig zu sein : Meiner Meinung nach stellt Mann die weiblichen, von der Männerwelt aber übersehenen Nebenfiguren im Gegensatz zu den "Heldinnen" psychologisch meisterhaft und überzeugend dar. Diese Fähigkeit erklärt auch seine Vorliebe für solche Frauen wie Sesemi Weichbrodt. Die bisherige Forschung sah in den weiblichen Figuren des Romans lediglich naive Wesen und behandelte sie mit einer gewissen Geringschätzung. Doch gerade ihre Naivität, ihre Einfachheit befähigt die Frauengestalten des Romans zu jener Zähigkeit, in der wiederum ihre Stärke liegt. Dieser Charakterzug entspricht in gewisser Weise Thomas Manns eigener Unverwüstlichkeit, die ihn alle auftretenden Schwierigkeiten überleben ließ. Sesemi kann, weil sie das letzte Kapitel der Buddenbrooks, in dem nur Frauen auftreten, beschließt, als vom Dichter bewußt gewählte Vertreterin dieses Frauentyps interpretiert werden. Eben weil sie als naiv galt, wurde auch an der Echtheit ihrer Religiosität gezweifelt. Diese Auffassung suche ich in meinem Aufsatz durch eine sorgfältige Analyse der Sesemi-Darstellung im Roman zu widerlegen : Meiner Meinung nach ist Sesemi nicht nur eine einfache Frau, sondern besitzt jene "echte Religiosität", die man im Werke Thomas Manns sonst nur bei Männern zu finden glaubt.