インゲボルク・バッハマンの『出航』にみる「抵抗」の表現について

Abstract

Dieser Aufsatz behandelt das Gedicht Ausfahrt von Ingeborg Bachmann. Es war ursprünglich Bestandteil eines Gedichtzyklusses, der aus fünf Gedichten bestand. 1952 wurde der Zyklus in der Zeitschrift Stimmen der Gegenwart veröffentlicht. Im folgenden Jahr, 1953, erschien der erste Gedichtsband Die gestundete Zeit von Bachmann, in den Ausfahrt getrennt vom übrigen Zyklus gleich zu Anfang aufgenommen wurde. Wie in anderen Gedichten dieser Sammlung steht auch in diesem der starke Wille zum Widerstand im Zentrum, was als eine Besonderheit dieser Sammlung gelten kann. Um diesen Widerstand zu verdeutlichen, bedient sich Bachmann z.B. der sprachlichen Mittel des Imperativs wie der Modalverben "müssen" und "sollen". Ziel der Untersuchung ist es zu ermitteln, was Widerstand in Ausfahrt bedeutet und wogegen er sich richtet. Dabei ist zu berücksichtigen, wie sich der Text im Laufe der Zeit veränderte, weshalb seine drei Fassungen miteinander verglichen werden: das undatierte Manuskript, der Erstdruck (1952) und die Fassung in der Gedichtsammlung (1953). Während in der Handschrift wie im Erstdruck der griechische Mythos eine bedeutende Rolle spielt, sind in der Fassung der Gedichtsammlung alle aus dem Mythos entnommenen Namen der Figuren des Meers getilgt, wodurch der Zusammenhang mit dem Mythos undeutlich wird. Welches Meer es ist und wo sich das angesprochene Du befindet, lässt sich nun nicht mehr sagen. Zudem wird das Meer hier mittels verschiedener literarischer Mittel als unheimlicher Platz dargestellt. Dieses beängstigende Meer steht in Beziehung mit Bachmanns Erleben der Nachkriegszeit: "Die Bilder der Natur [...] erhalten bei Ingeborg Bachmann [...] immer wieder allegorischen Sinnbildcharakter, wo der Gedanke der Vergeblichkeit der Geschichte anklingt."1 Laut Sigrid Weigel handelt es sich um eine "Mythisierung von Erinnerung, wodurch die Geschichte als Naturzusammenhang erscheint."2 Es geht also, diesen Interpretationen zufolge, um eine Auseinandersetzung mit der Zeit. Wie schon der Titel des Lyrikbandes zeigt, wird das Wort "Zeit" in ihm konsequent problematisiert. Auf dessen doppelte Bedeutung macht Bartsch aufmerksam: die "Gestundetheit der Zeit--der geschichtlichen wie der subjektiven".3 Da Bartsch aber diese Definition nicht weiter erklärt, muss der Bedeutungsumfang des Wortes "Zeit" noch genauer bestimmt werden. Es meint nicht allein die Gegenwart, in der die Dichterin wirklich lebte, sondern auch die Zeit im Allgemeinen. Eine Analyse des Tempusgebrauchs in Ausfahrt ergibt, dass hier zunächst etwas im Präsens beschrieben wird, dann jedoch im Futur. Das mag zwar an sich nicht so bemerkenswert sein, aber am Ende wird das Geschehen weder bloß geschildert noch nur vermutet, sondern das lyrische Subjekt drückt aus, was es will, wozu sich die Dichterin grammatischer Konstruktionen mit "zu" + Infinitiv bedient. So wird der Wille vermittelt, sich der Zeit, die den Menschen beschränkt, entgegenzustemmen. Denn das Subjekt beobachtet nicht passiv das Vergehen der Zeit, sondern nimmt es aktiv in sich auf und konstruiert es selber. Je häufiger jedoch das "Beste" (ein Schlüsselwort der 7. Strophe, das für den Entschluss des lyrischen Subjekts steht) wiederholt wird, desto mehr führt dies unerwartet zu einer Aufforderung an das Du. Aufgrund dieser Analysen ergibt sich der Schluss, dass in Ausfahrt nicht nur die Nachkriegszeit problematisiert wird, sondern auch Widerstand gegen die auf zwiefache Weise verstandene Zeit allgemein geleistet werden soll, wobei aber klar bleibt, dass das "Beste" durch den Refrain keine "beste" Nuance erhalten und keine Initiative wirklichen Widerstand bewirken kann.