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タイトル: 20世紀のオペラ・セリア : ホーフマンスタールの『ナクソス島のアリアドネ』について
その他のタイトル: Eine Opera seria des 20. Jahrhunderts : Über Hugo von Hofmannsthals Ariadne auf Naxos
著者: 加賀, ラビ  KAKEN_name
著者名の別形: Kaga, Rabi
発行日: Dec-2012
出版者: 京都大学大学院独文研究室研究報告刊行会
誌名: 研究報告
巻: 26
開始ページ: 97
終了ページ: 131
抄録: Die Oper Ariadne auf Naxos, die Hugo von Hofmannsthal zunächst als eine kleine Zwischenarbeit für Richard Strauss und Max Reinhardt schrieb, gehört zu einer Reihe von Bühnenstücken Hofmannsthals, die auf griechischen Mythen basieren. Dennoch gibt es große Unterschiede zwischen diesem Werk und den zuvor verfassten Stücken. Anders als Alkestis, Elektra und die nicht vollendete Ödipus-Trilogie, die zumeist Bearbeitungen antiker griechischer Dramen waren, ist Ariadne ein höchst experimentelles Stück, in dem sich zwei gegensätzliche Spielgattungen, die Opera seria nämlich und die Commedia dell'arte, in einem Spiel im Spiel kreuzen. Dieses stilistische Experiment, dessen Konzept sowohl in der ersten als auch in der zweiten, viel beliebteren Fassung der Oper beibehalten wurde, ist, wie ich denke, zuerst nur ein geistreicher Einfall gewesen, der aber dann nach und nach immer mehr an Bedeutung gewann. Indem er die auf dem Ariadnemythos basierende Oper als ein Spiel im Spiel im Stil der Opera seria anlegte, konnte Hofmannsthal die heikle Frage umgehen, die Autoren stets dann quält, wenn sie auf griechischen Mythen basierende Werke schreiben: inwieweit soll man "antike griechische" Weltanschauung in das eigene Werk einführen? Weil die Opera seria ihre Blütezeit im 17. und 18. Jahrhundert hatte, d.h. in einer Ära, die sowohl der Antike als der Zeit Hofmannsthals fernlag, ermöglichte eben diese Form dem Dichter die Vermeidung einer allzu direkten Konfrontation mit der antiken griechischen Weltsicht, die ihm ziemlich fremd war. Und weil in einer Opera seria sogar die unglaublichsten "Wunder" sich oft als etwas Selbstverständliches ereignen, glaubte Hofmannsthal, als er deren Form wählte und in sein Werk parodistisch einführte, damit ein Mittel gefunden zu haben, dem Publikum seiner Zeit "Wunder" als etwas noch im 20. Jahrhundert Aktuelles auf eine ganz neue Weise präsentieren zu können - gerade das, was er in der Schlussszene seines vorigen, auf einem sophokleischen Stück basierenden Fragment Des Ödipus Ende zu tun beabsichtigt hatte, aber nicht leisten konnte. Der Grund für diesen Fehlschlag ist wohl in der nicht-überwindbaren Diskrepanz der Auffassung des "Göttlichen" bei Hofmannsthal und Sophokles zu sehen: während ein Gott für die antiken Griechen wie Sophokles ein mächtiges Wesen war, das von außen her in ein Menschenleben eingreift, war für Hofmannsthal ein solches Gottesbild archaisch und fremd. Für ihn war das "Göttliche" ganz gegenteilig immer etwas, was im Innern des Menschen zu finden ist. Während dies in Alkestis als etwas Positives dargestellt ist, wird es in Elektra und im ersten und zweiten Teil der Ödipus-Trilogie in erster Linie als etwas Wildes und Negatives gezeichnet, und mit der Freudschen Idee vom Unbewussten sowie dem dunklen, mütterlichen Prinzip, das der Rechtsgelehrte und Mythenforscher Johann Jakob Bachofen in der antiken Gesellschaft entdeckt zu haben glaubte, eng verknüpft. Aber eben dieses gewalttätige, finstere Bild vom Göttlichen war mit dessen positiven Gegenbild, das Hofmannsthal durch ein Wunder in der Schlussszene des letzten Teils der Trilogie darzustellen beabsichtigte, in keiner Weise in Einklang zu bringen. In seiner Ariadne versuchte Hofmannsthal, diesem dunklen Bild vom Göttlichen gegenüber Abstand zu gewinnen. Das Göttliche und das Wunder, das Ariadne und Bacchus erleben, wollte Hofmannsthal auf keinen Fall negativ, sondern positiv darstellen. Andererseits war es ihm aber auch nicht mehr möglich, die durch Freud und Bachofen gewonnenen Erkenntnisse zu ignorieren. Dieses Dilemma wird vor allem in den Figuren der Commedia dell'arte, besonders in Zerbinetta widergespiegelt. Diese Personen, die im krassen Gegensatz zu den Figuren der Opera seria stehen, sind sowohl Sklaven und Vertreter der Triebe im Freudschen Sinne sowie des mütterlichen Prinzips, als auch Verkörperungen der rationalen, nicht mehr an Wunder glaubenden Weltanschauung der neueren Zeit. Indem er diese komischen Figuren das, was zuvor die Welt der Elektra und der Ödipus-Trilogie beherrschte, verkörpern ließ, versuchte Hofmannsthal, das Finstere ins Harmlose umzuwandeln, wohl eben deshalb, weil er das "reine", positive, in der Opera seria dargestellte Göttliche vor der bedrohlichen Macht des in der Elektra und der Ödipus-Trilogie herrschenden Göttlichen schützen wollte. Doch war dieser Versuch wenig erfolgreich, weil Zerbinetta, die über Ariadne, Bacchus und das von ihnen erlebte Wunder spottet, zu einer viel wichtigeren und liebenswürdigeren Person wurde, als es der Autor zunächst beabsichtigt hatte. Ganz deutlich wird, dass das, was Zerbinetta vertritt, nämlich die Relativierung des in der Opera seria dargestellten Göttlichen, Hofmannsthal gereizt haben muss, obwohl er dazu Distanz zu wahren suchte. Diese Ambivalenz Hofmannsthals bezüglich Zerbinettas zeigt, wie schwierig es für ihn war, ein eindeutig positives Bild vom Göttlichen zu haben. Eine solche Ambivalenz zeigt sich auch in der Spiel im Spiel-Struktur des Werks. Es gibt zwar einige gravierende Unterschiede zwischen der ersten und der zweiten Fassung in Bezug auf die Rahmenhandlung, die in der ersten Fassung die Umarbeitung eines Stücks von Molière ist (Der Bürger als Edelmann), in der zweiten jedoch ein neu geschriebenes, originelles "Vorspiel", in dem der Komponist der Opera seria selbst als Protagonist auftritt. Dass die zweite Fassung mit der Schlussszene des Spiels im Spiel endet, während die erste nach der Schlußszene der Opera seria noch Jourdain, den Protagonisten des Rahmenspiels, das letzte Wort des Stücks sprechen lässt, ist ebenfalls ein wichtiger Unterschied. Andererseits stimmen die beiden Fassungen darin überein, dass sie das Dilemma des Autors zeigen: das Dilemma nämlich zwischen dem Willen, die Herrlichkeit des in der Opera seria dargestellten Wunders zu betonen, und der Erkenntnis, dass die Zeit, in der man an solche Wunder glauben konnte, längst vorbei ist. Gleiches geschieht in Bezug auf die Charakterisierung Ariadnes und des jungen Bacchus in der Opera seria. In ihr ist die Treue Ariadnes nicht selbstverständlich, sondern fragwürdig, und Bacchus erweckt eher den Eindruck eines scheuen jungen Mannes als den eines wilden, Ehrfurcht erweckenden Gottes. Deswegen wird auch nicht klar, ob das, was Ariadne und Bacchus in der Schlussszene erleben, eindeutig als "Wunder" zu betrachten ist. Das "Wunder" in der Opera seria ist, kurz gesagt, teils absichtlich, teils unabsichtlich vom Autor relativiert worden, und darum ist Ariadne eines der widerspruchsvollsten Werke Hofmannsthals. Aber ihr eigenartiger Reiz besteht eben in den obengenannten Widersprüchen, die aus dem Dilemma Hofmannsthals resultieren.
URI: http://hdl.handle.net/2433/172927
出現コレクション:26号

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