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タイトル: アルトゥル・シュニッツラーの医学的テクストにおける精神的「健康」/「病」の境界について -ロンブローゾとクラフト=エビングに対する書評から-
その他のタイトル: Die Grenze zwischen psychischer Gesundheit und Krankheit in Arthur Schnitzlers medizinischen Schriften -Zu seinen Rezensionen von Lombroso und Krafft-Ebing
著者: 籠, 碧  KAKEN_name
著者名の別形: KAGO, Midori
発行日: Jan-2017
出版者: 京都大学大学院独文研究室研究報告刊行会
誌名: 研究報告
巻: 30
開始ページ: 43
終了ページ: 63
抄録: Die Bedeutung der Psychiatrie wird heute immer größer. Das kann man schon daran ablesen, dass die Zahl der verschiedenen Diagnosen im DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) mit jeder neuen Auflage zunimmt. Diese Tendenz setzte schon seit dem beginnenden 19. Jh. ein, als die Psychiatrie erst versuchte, sich als selbständige medizinische Disziplin zu etablieren. Der vorliegende Beitrag beschreibt zunächst die Geschichte der Psychiatrie seit dem 19. Jh., an Beispielen von Psychiatem wie Pinel, Esquirol, Falret und Morel. Besonders die "Degenerationstheorie" von Morel hat zur Verbreitung der Definition "psychische Krankheit" beigetragen, weil sie angeblich "positivistische" Belege dafür erbrachte, wie sich psychisch gesunde und kranke Menschen unterscheiden. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, wie der Arzt und Dichter Arthur Schnitzler über eine solche Tendenz gedacht hat. Er studierte gegen Ende des 19. Jhs. an der Universität Wien Medizin und verfasste viele Schriften für medizinische Fachpublikationen. Seine Rezension von Lombrosos Der geniale Mensch z.B. distanziert sich deutlich von dessen Definition psychischer Erkrankungen. Die bisherige interdisziplinäre Forschung geht davon aus, Schnitzler habe in seinen literarischen Schriften Figuren beschrieben, die zwischen psychischer Krankheit und Gesundheit schweben. Dadurch habe er Menschen kritisiert, die in die Krankheit fliehen und sich unverantwortlich benehmen. Er habe eine allgemeine Definition psychischer Erkrankungen nur deswegen abgelehnt, weil er Bedenken hatte, dass durch sie der Begriff Selbstverantwortung an Wert verliere. Aber Groß-Elixmann wirft solchen Ansätzen neuerdings vor, dass es ihnen an präziser Kenntnis von Schnitzlers medizinischen Schriften mangele. Der vorliegende Aufsatz versucht, sich von den bisherigen Interpretationen, die auf den Begriff Selbstverantwortung großen Wert legten, zu lösen, indem die Haltung Schnitzlers in seinen "medizinischen" Schriften genauer betrachtet wird. Das dritte Kapitel behandelt eingehend Schnitzlers Rezension von Lombrosos Der geniale Mensch. Lombroso behauptet darin, dass geniale Menschen psychisch krank seien, weil sich Genies und Kranke darin ähnelten, dass sie von dem Norm abweichen. Schnitzlers Kritik an Lombroso konzentriert sich auf die in dessen Werk manifeste unwissenschaftliche Übertreibung, Menschen bereits als psychisch krank zu kategorisieren, wenn sie von der bourgeoisen Banalität lediglich ein wenig abweichen - z.B. mangelndes Vaterlandsgefühl haben. Danach wendet sich das vierte Kapitel Schnitzlers Rezension von Krafft-Ebings Neue Forschungen auf dem Gebiete der Psychopathia sexualis zu. Dieser versucht in seinem Buch, die Begriffe "Sadismus" und "Masochismus" als einander entgegengesetzte medizinische Termini zu etablieren. Merkwürdigerweise kritisiert Schnitzler nur die Verwendung von "Masochismus" in der medizinischen Nomenklatur, während er die Ausführungen zum "Sadismus" fast ignoriert. Wäre sein Interesse nur auf das Problem der Selbstverantwortung begrenzt gewesen, hätte er sich eher gegen die Einführung von "Sadismus" als medizinischem Begriff wenden müssen, denn Krafft-Ebing versucht mit diesem Wort alle Formen der Grausamkeit zu entschuldigen - ein unübersehbar problematischer Versuch. Schnitzlers ablehnende Haltung gegenüber einer allgemeingültigen Definition psychischer Erkrankungen war also offenbar nicht, oder wenigstens nicht allein, von Bedenken hinsichtlich einer Marginalisierung der Selbstverantwortung motiviert. Man kann das Ergebnis dieser Analyse für die Deutung der tragischen Novelle Flucht in die Finsternis nutzbar machen, des einzigen literarischen Werks Schnitzlers, in dem eine nach heutiger Auffassung eindeutig psychisch kranke Hauptfigur auftritt. Die bisherigen Interpretationen nehmen an, Schnitzler habe darstellen wollen, dass die Hauptfigur der Novelle psychisch erkranke, um der Selbstverantwortung zu entfliehen. Aber wie ich schon in einem früheren Aufsatz darlegte, kann man diese Novelle auch so interpretieren, dass hier der Versuch der Hauptfigur, sich selbst die Grenze zwischen psychischer Gesundheit und Krankheit deutlich zu machen, und die in der von einem Psychiater gegebenen Bestätigung dieser Dichotomie zum Ausdruck kommende Macht der Psychiatrie letztlich die Katastrophe herbeiführen.
URI: http://hdl.handle.net/2433/219313
出現コレクション:30号

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