構想力の問題

Abstract

Im vorliegenden Aufsatz wird versucht, im Anschluss an W. Diltheys „Poetik" die Funktion der Einbildungskraft im lebensphilosophischen Denken zu untersuchen. Die Einbildungskraft ist nach Dilthey ein Vermögen, das in einer doppelten Art, die im Erlebnis angelegt ist, fungiert : ein Äusseres wird durch das Innere beseelt oder ein Inneres wird durch das Äussere sichtbar gemacht, und Bilder werden geschaffen, welche die Wirklichkeit überschreiten und diese doch repräsentieren. Wie kommt solchen Phantasiebildern Realität zu ? Hat sich Dilthey in der „Einbildungskraft des Dichters" vorwiegend mit inneren Seelenprozessen, in denen die Bilder geformt werden, beschäftigt, so werden diese Forschungen seinem späteren System des „Aufbaus der geschichtlichen Welt" eingeordnet, wo das Schaffen des Dichters als Gestaltung des objektiven Geistes verstanden wird. Einbildung erweist sich als eine Erschliessung der geschichtlichen Wirklichkeit und den Phantasiebildern wird ihre Reslität gesichert. Solche Bildungsvorgänge, welche im psychophysischen Wesen des Menschen angelegt sind, bilden die Wurzel nicht allein der Dichtung, sondern auch der Sprache, des Mythos, der Metaphysik. So hat der Verfasser versucht, durch eine Untersuchung der Einbildungsvorgänge, die einen wichtigen Teil der „Kritik der historischen Vernunft" auszumachen scheint, einen Einblick in die Struktur der geschichtlichen Ausdruckswelt zu eröffnen.